Andreas Bernard über das “Diktat des Hashtags”
Der Lüneburger Kulturwissenschaftler spricht angesichts der aktuellen Debattenkultur in den Sozialen Medien von einer Verschlagwortung der Welt
Die Verschlagwortung der Welt sei eine Tatsache, die nicht mehr wegzudenken sei, sagte Bernard im Deutschlandfunk (Audio). Öffentliche Debatten würden heute zunehmend über bestimmte Hashtags bei Twitter oder auch Instagram geführt, die Beiträge bündelten und einem gemeinsamen Schlagwort zuordneten. Dieses Prinzip sorgt dem Wissenschaftler zufolge einerseits für eine stärkere Sichtbarkeit gerade auch von Argumenten, die sonst in den Massenmedien vielleicht wenig Chance hätten. Andererseits führe der Hashtag aber auch dazu, dass Differenzierungen wegfielen und nur noch das zu lesen, zu sehen und zu hören sei, was sich einem bestimmten Schlagwort unterordnen lasse.
Problematisch sei das vor allem in der #MeToo-Debatte gewesen, betonte Bernard. Hier habe der Hashtag zu gewissen inhaltlichen Unklarheiten in der Diskussion geführt. Wenn der Austausch nur noch Hashtag-zentriert laufe, führe das zu einem Nivellierungs- und Homogenisierungseffekt. Argumente, die nicht entsprechend subsumierbar seien, hätten es dagegen sehr schwer, überhaupt noch Gehör zu finden.
(Quelle: Deutschlandfunk)
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