Menükarte
Gegessen wird immer. Umso mehr und umso lieber, wenn es etwas zu feiern gibt, wenn Verträge besiegelt, Hochzeiten geschlossen oder große Bauwerke eröffnet werden. Doch das Essen will auch eine Form finden; so groß es auch sein mag, es findet die kleine Form der Menükarte. Diese taucht erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts auf, weil sie aufgrund vorherrschender Servier- und Esstechniken noch nicht gebraucht wurde. Heute ist sie aus kaum einem Kontext höherer Küche mehr wegzudenken. Sie ist – wie nicht wenige kleine Formen ebenso – ein komplexes Gebilde: An ihrem Anfang steht die Liste von Zutaten, dann lässt sich daraus eine Speisefolge erstellen, mit etwas Hintergedanke auch ein Menü und schließlich – nach einem gestalterischen Aufwand – die Menükarte. Anhand verschiedener Menüs und Menükarten soll eine erste Geschichte der Kleinform Menükarte erarbeitet werden, die sie als Textträgerin und nicht nur als dekorativen Wegwerfgegenstand versteht.
Moritz Rauchhaus ist Doktorand im Graduiertenkolleg „Kleine Formen“. Er promoviert über den volkssprachlichen Prosaroman des 14. Jahrhunderts. Im September erschien im Verlag Das kulturelle Gedächtnis seine Anthologie Wohl bekam’s! In hundert Menüs durch die Weltgeschichte (zusammen mit Tobias Roth).
Empfohlene Zitierweise
Rauchhaus, Moritz: Menükarte, in: Enzyklopädie der kleinen Formen, abrufbar unter: www.kleine-formen.de/enzyklopaedie-menuekarte [Datum des letzten Abrufs], Berlin 2018.
Bibliographie
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Roth, Tobias und Moritz Rauchhaus: Wohl bekam‘s! In hundert Menus durch die Weltgeschichte, Berlin 2018.
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Scappi, Bartolomeo: Ein Mittagessen im Vatikan am 17. Januar 1567. Übersetzt von Tobias Roth, Berlin 2015.
Schubert, Ernst: Essen und Trinken im Mittelalter, Darmstadt 2006.
Stéfanini, Laurent: À la table des diplomates. L’histoire de France racontée à travers ses grands repas, 1520-2015, Paris 2016.
Teuteberg, Hans Jürgen und Günter Wiegelmann: Nahrungsgewohnheiten in der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts, Münster 2005.