Noah Willumsen wird Leiter des Bertolt-Brecht-Archivs der Akademie der Künste
Noah Willumsen, Kollegiat der ersten Kohorte unseres Graduiertenkollegs, hat am 1. August 2024 die Leitung des Bertolt-Brecht-Archivs übernommen.
Nach seinem Studium der Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie an der University of Pittsburgh und der Humboldt-Universität zu Berlin hat Noah Willumsen am Graduiertenkolleg „Literatur- und Wissensgeschichte kleiner Formen“ eine Promotion über die Geschichte des Interviews begonnen. Seine Arbeit beschäftigt sich mit dem Interview als Textform im Spannungsfeld zwischen der medialen Bewältigung von Weltwissen und der Konstruktion der eigenen Identität. Das Interview, so heißt es in der Projektbeschreibung, ist im 20. Jahrhundert zur zentralen Technologie der Wahrheit avanciert. Seine gegenwärtige Ubiquität hat jedoch für das Verschwinden seiner Geschichte gesorgt. Ausgehend von den neu entdeckten Interviews Bertolt Brechts und Archivmaterialien, die einen anderen Blick auf die viel gefeierten Interviews Heiner Müllers ermöglichen, rekonstruiert Noah Willumsen die Netzwerke, Praktiken und Strategien, durch die diese Autoren mit zwei sehr unterschiedlichen Formen des Interviews umgingen: das Gespräch im Zeitalter seiner handschriftlichen und seiner elektronischen Reproduktion.
Die Arbeit wird betreut von Ethel Matala de Mazza und Joseph Vogl.
Noah Willumsens Edition von Bertolt Brechts Interviews Unsere Hoffnung heute ist die Krise ist 2023 im Suhrkamp Verlag erschienen. Das Werk erschließt auf Basis extensiver Archivstudien international verstreute und z. T. völlig unbekannte Texte Brechts, die Einblick in dessen streitlustigen Umgang mit den Nachrichtenmedien seiner Zeit gewähren. Willumsens Aufsätze zu Brecht, Heiner Müller und der Mediengeschichte der DDR sind zuletzt in Brecht in Context, Heiner Müllers KüstenLANDSCHAFTEN, E-CIBS sowie im Brecht-Jahrbuch erschienen, dessen Redaktion er angehört.
Das Bertolt-Brecht-Archiv der Akademie der Künste beherbergt den umfangreichen Nachlass des Schriftstellers und Regisseurs Bertolt Brecht (1898-1956) mit weit mehr als einer Million Dokumente. Dazu gehören die Werkhandschriften, Tage- und Notizbücher, Korrespondenz sowie eine umfangreiche Nachlass- und Spezialbibliothek. Darüber hinaus werden hier weitere Bestände betreut wie die Nachlässe von Helene Weigel, Elisabeth Hauptmann, Peter Voigt und Gerhard Seidel, die Fotoarchive von Percy Paukschta, Hainer Hill und Vera Tenschert sowie das Archiv des Berliner Ensembles. Umfangreiche Dokumentationen zur Werk- und Rezeptionsgeschichte Brechts, Film- und Tondokumente und weitere Materialien ergänzen die Sammlungen.
Eine der wichtigsten Aufgaben von Noah Willumsen wird es sein, das Archiv ins digitale Zeitalter zu überführen.
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