Elisabeth Rudolph

Kurzvita
seit 2024 DAAD-Lektorin in Yerevan (Armenien)
2020–2024 Promotion und Anschubförderung am Graduiertenkolleg
2019–2020 DAAD-Sprachassistenz in Salamanca (Spanien)
2019 M.A. Romanische Kulturen, Humboldt-Universität zu Berlin
2017/18 Goethe-Institut Karaganda (Kasachstan)
2015 B.A. Philosophie / Spanische Philologie, Universität Potsdam
seit 2014 Mitarbeit im Herausgeberkollegium der Arbeitsstelle Grimm-Briefwechsel
2010/11 Universität Santiago de Compostela (Spanien)
Publikationen
„‚Wertvolle Bücher, welche dem Gymnasium zuflossen‘ (Über die Bestände der ehemaligen Gymnasialbibliothek Braunsberg/ Braniewo)“, bibliotheca.gym, am 7. März 2025 URL: <https://doi.org/10.58079/13g9x>
„‚Doupov ist eine Wüstung’ – über die verschwundene Bibliothek des ehemaligen Gymnasiums Duppau“, bibliotheca.gym, am 22. Januar 2025, URL: <https://doi.org/10.58079/134qo>
„Traces of Armenian-German Relations in Historical German Book Collections“, in: Issues of Armenian Studies and Linguistics at Brusov State University, Sep. 2024 (Tagungsband), Jerewan 2024, S. 275–282.
„‚… de peu d’importance‘? – Über zwei Ulmer Ausgaben des Destillierbuchs von Michael Schrick (1498 und 1499)“, in: Gutenberg-Jahrbuch 99, Wiesbaden, Harrassowitz, 2024, S. 104–115.
„Die Jugend in den hehren Tempel der Natur einführen (Über die Gymnasialmuseumsbibliothek Troppau/ Opava)“, bibliotheca.gym, am 7. Mai 2024, URL: <https://doi.org/10.58079/11ngd>
„Versuch und Irrtum – Über das ‚Register der Irrung‘ in den Destillierbüchern Hieronymus Brunschwigs“, in: Gutenberg-Jahrbuch 97, Wiesbaden, Harrassowitz, 2022, S. 47–62.
Vorträge
„Traces of Armenian-German Relations in Historical German Book Collections“, bei der Tagung Issues of Armenian Studies and Linguistics an der Brusov State University Yerevan, am 27.09.2024.
„‚Apuleius sprudelt vor Fehlern‘ – Zur Poetik der Korrektur in der Asinus aureus-Ausgabe des Philippus Beroaldus“, Disputationsvortrag gehalten am 5. Juni 2024 (HU Berlin, Bewertung: summa cum laude).
„Versuch und Irrtum – Über das ‚Register der Irrung‘ in den Destillierbüchern Hieronymus Brunschwigs“, Vortrag beim Workshop Norm und Abweichung im Buchdruck des 15. Jhs. an der Universität Heidelberg am 30.09.2021.
„Errata Lists as a Means of Changing Written Knowledge“, Vortrag beim Workshop The Emergence and Organization of Memory through Paratexts an der Universität Zürich am 10.01.2020.
„Transformationsvorgänge in Axolotl von J. Cortázar und in Der Panther von R. M. Rilke“, Vortrag beim Forum Junge Romanistik in Göttingen am 16. März 2017.
Castigationes erratorum – Druckfehlerlisten in der Literatur- und Wissensgeschichte von der Inkunabelzeit bis ins 19. Jahrhundert
Das Dissertationsprojekt untersucht den Umgang mit Druckfehlern zunächst vor dem Hintergrund des medienhistorischen Paradigmenwechsels in der Inkunabelzeit. Während Manuskripte nur ein kleines, gelehrtes Publikum erreichen konnten, verbreiteten sich Wiegendrucke innerhalb kurzer Zeit unter einer weitaus größeren und weniger erfahrenen Leserschaft. Umso gravierendere Folgen konnten sinnentstellende Druckfehler haben, die etwa aus einem Heilkraut ein Gift, aus einem Eheversprechen einen Ehebruch oder aus Jesus Judas machten. So sind Erratalisten als Texte zu lesen, in denen ein letzter Versuch unternommen wird, fachliche Inhalte zu moderieren und Ordnung zu schaffen – eine Ordnung, die frühneuzeitliche Wissenskonzepte widerspiegelt.
Errata irritieren, stören und zerstören bisweilen, indem sie sich der intendierten Aussage entgegenstellen und diese verfälschen. In einigen Erratalisten des 15. und 16. Jahrhunderts sind daher ethische Ansprüche der Autoren zu erkennen, die Rückschlüsse auf einen spezifisch ethisch-theologischen Wissensbegriff zulassen und damit ein epistemologisches Programm verfolgen. Das Potenzial, das Fehler bergen, greift aber auch auf den poetischen Vorgang über, eigene Narrative anzustoßen und somit selbst produktiv zu werden. So lässt sich ab dem 18. Jahrhundert ein literarisches Genre feststellen, das als Druckfehlersatire bezeichnet werden kann, denn in einigen Erratalisten dieser Zeit steht weder die rechtfertigende Erklärung der Autoren oder Herausgeber, noch die nachträgliche Korrektur im Vordergrund. Stattdessen untermauern die über Jahrhunderte eingeschliffenen Funktionen der Corrigenda deren satirischen Gestus. Die Arbeit zeichnet schließlich die Poiesis des Druckfehlers nach, die sich Autoren zunutze machten, indem sie Korrekturen von Druckfehlern oder anderen Textirrtümern fingierten.
Castigationes erratorum – Errata Lists in the History of Literature and Knowledge from the Incunabula Period to the 19th Century
This project investigates the handling of printing errors, initially in the context of the media-historical paradigm shift during the incunabula period. While manuscripts could only reach a small, scholarly audience, early printed books (Wiegendrucke) quickly spread to a much larger and less experienced readership. As a result, printing errors could have far more significant consequences: a poison could be mistaken for a healing herb, adultery for a marriage vow, or even Jesus for Judas. Therefore, errata lists should be read as texts in which a final attempt is made to moderate scholarly content and impose order—an order that reflects early modern concepts of knowledge.
Errata irritate, disrupt, and, at times, destroy by opposing and distorting the intended message. In some errata lists from the 15th and 16th centuries, ethical claims by the authors are discernible, allowing inferences about a specific ethical-theological concept of knowledge, and thereby pursuing an epistemological agenda. However, the potential embedded in errors also extends to the poetic process, prompting the creation of new narratives and thus becoming productive in itself. Starting from the 18th century, a literary genre can be identified that may be referred to as “printing error satire“, as in some errata lists of this period, neither the authors’ or editors’ justifications nor the subsequent correction is the focus. Instead, the long-established functions of the corrigenda underscore their satirical tone. Ultimately, this work traces the poiesis of the printing error, which authors exploited by feigning corrections to printing errors or other textual inaccuracies.