Philip Kraut: Benecke, Lachmann, Grimm als Exzerptoren. Thesen zu einer philologischen Praxis im 19. Jahrhundert

Vortrag

04/07/2019

12:00 Uhr

Philip Kraut: Benecke, Lachmann, Grimm als Exzerptoren. Thesen zu einer philologischen Praxis im 19. Jahrhundert

Martin Luther-Universität Halle-Wittenberg
Institut für Germanistik

Workshop

Extrahieren Speichern Verwerten. Zur Verwaltung des Gelesenen bei Schriftstellern und Gelehrten

Abstract

Die Geschichte des Exzerpierens wurde bis 1800 umfassend erforscht. Diese traditionelle gelehrte Praxis stirbt im 19. Jahrhundert aber nicht aus. Im Gegenteil: Nicht nur die Brüder Grimm, sondern auch viele ihrer Kollegen sind professionelle Exzerptoren. Gleichwohl stehen die mit der Exzerption verbundenen Sammlungstätigkeiten unter einem anderen wissenschaftlichen Stern: Neue Paradigmen wie die historisch-vergleichende und -kritische Methode, die sich professionalisierende Textkritik und Lexikographie bringen moderne Topiken hervor, die wiederum auf die Praxis des Exzerpierens zurückwirken, genauso wie die gesteigerte Wertschätzung der historischen Originalquelle und das sorgfältige Quellenzitat. Das Exzerpt in der deutschen Philologie des 19. Jahrhunderts ist vor allem als herausgelöster Teil eines größeren Kontextes, der exzerpierten Quelle zu denken. Daran schließt sich eine Arbeitsdefinition des philologischen Exzerpts aus der Sicht einer Medium-Form-Unterscheidung an, die das andere des Exzerpts, seine Quelle immer schon miterfasst.

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