Vortrag
12/10/2017
14:30Uhr
Philip Kraut: Nahe Fremde. August Wilhelm von Schlegels Vergleich der Fabelwesen im mittelhochdeutschen Herzog Ernst und im altindischen Ramayana als Beispiel einer imago indiae der deutschen Spätromantik
Germanistisches Institut der Eötvös-Loránd-Universität Budapest, Rákóczi út 5
5. Kongress des Mitteleuropäischen Germanistenverbandes (MGV) vom 11.10.-14.10.17: “Region(en) von Mitteleuropa — Historische, kulturelle, sprachliche und literarische Vermittlungen”.
Indem Schlegel fortlaufend die europäische klassische und mittelalterliche Literatur mit der in Europa gerade erst entdeckten indischen Überlieferung verglich, deckte er signifikante motivische und topische Ähnlichkeiten auf, die er in seinen späteren Publikationen und Korrespondenzen, darunter auch im Briefwechsel mit Jacob Grimm, diskutierte. Das langohrige Volk im mittelhochdeutschen Herzog Ernst, die Panoti, die erstmalig Ktesias in seiner Indiká schilderte, fand Schlegel etwa als “Ohren-bemäntelte” im altindischen Epos Ramayanawieder. Grund für diese Parallelen sei weniger ein indogermanisches Urepos, als vielmehr noch zu erforschende literarische Entlehnungswege zwischen Indien, nahem Osten und Europa. Schlegel propagierte mit seiner spezifischen imago indiae eine ästhetische Hegemonie der europäisch-indischen Literatur in Abgrenzung zur persisch-arabischen Überlieferung.
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